Am Anfang war ein Wort, und das Wort war Herbalusmörser. Alles begann vor acht Jahren als ich ein Artefakt dieses Namens improvisierte, welches den Spielerfiguren meiner MIDGARD-Runde in die Hände fiel. Der Mörser des Heiligen Herbalus (der später Erbailos genannt wurde) sollte lediglich dazu dienen, sie aus dem schattigen Moravod ins sonnige Chryseia zu locken, wo nach kurzem Zwischenstopp eine weitere Reise ihren Anfang nehmen sollte. Die Spieler gingen darauf ein, denn die Rückgabe der verlorenen Reliquie versprach eine Belohnung. Während die Abenteurer übers Meer der Fünf Winde schipperten, überlegte ich mir, wie und wo die Übergabe des Artefakts von statten gehen könnte. Das Kloster, dem der Mörser geraubt worden war, wäre ein möglicher Schauplatz gewesen, aber stattdessen schwebte mir eine Szene auf der Agora einer chryseischen Kleinstadt vor, wo am Festtag des Heiligen die Abenteurer der staunenden Menge den wiedergefundenen Erbailosmörser präsentieren. Nikostria war geboren.
Weil unsere Spielrunde just eine längere Zwangspause einlegen musste, hatte ich plötzlich Zeit, mir mehr Gedanken über den Hintergrund des Reliquienraubs zu machen und begann, die Stadt in Grundzügen auszuarbeiten. Daraus entwickelte sich ein Stadtprojekt, für das ich bald im Midgard-Forum nach Mitarbeitern suchte. Frédéric war als Erster dabei und gemeinsam starteten wir im Dezember 2002 das offene Forumsprojekt "Nikostria". Schnell fanden sich weitere Interessierte ein und beteiligten sich an der Ausarbeitung. Nach einem Jahr hatte sich recht viel Material angesammelt, was erstmals die Frage nach einer möglichen Veröffentlichung als Quellenbuch aufwarf. Irgendwie wollten wir das zwar alle, aber konkret darauf hin gearbeitet wurde vorerst nicht. So gingen das Ideensammeln und die detaillierte Ausarbeitung der Stadt weiter.
Erst im März 2005 wurde entschieden, dass nun mehr als genug Material vorliege. Das Forumsprojekt wurde eine geschlossene Benutzergruppe mit einem festem Mitarbeiterkreis, und wir begannen die zahlreichen Beiträge zu durchforsten und alles Verwertbare aufbereitet und strukturiert in unserem Wiki namens Nikostripedia abzulegen. Parallel dazu wurden verschiedene Möglichkeiten der Veröffentlichung erörtert.
Doch es ging nur schleppend voran, vor allem weil nun eine weniger kreative Phase begann. Zum Glück stieß im Februar 2006 Alexander zum Projekt und stürzte sich sofort mit großem Eifer in die für ihn unbekannte Materie. Sehr schnell wurde er mit Nikostria vertraut und half insbesondere beim Befüllen der Nikostripedia und bei den Parzellen des Händlerviertels.
Zeit- und Mitarbeitermangel führten jedoch dazu, dass das Projekt dann in einen mehrjährigen Dornröschenschlaf fiel, während dem sich wenig bis gar nichts tat. Immerhin konnten wir auf den Midgard-Cons durch das Leiten von Abenteuern mit Schauplatz Nikostria dafür sorgen, dass unsere Stadt nicht in Vergessenheit geriet. Es war Stefan Peschl, der - um im Bild zu bleiben - Nikostria im Oktober 2009 wachküsste, als er vorschlug, aus unserem Material eine Stadtbeschreibung als Spielleitergeschenk für den SüdCon 2010 zu machen. Ich sagte sofort zu, und damit begann die eigentliche Arbeit an diesem Band...
Das letzte Jahr war wirklich arbeitsintensiv und insbesondere die Phase des Lektorats verlangte allen Beteiligten einiges an Geduld und Nerven ab. Oft genug mussten wir Autoren leise oder laut fluchend liebgewonnene Details oder ganze Textpassagen aufgeben, weil sie (angeblich) zu weit über den Tellerrand Nikostriens hinaus blicken ließen. Den landeskundlichen Teil hat es dabei besonders schwer getroffen, allerdings hat unser Lektor ihn so geschickt gekürzt, dass alles Wesentliche erhalten blieb und er nun - zugegeben - viel schöner zu lesen ist.
Nun hält der Leser also endlich einen Quellenband Nikostria in Händen und kann sich selbst als Spielleiter oder Spieler ins Herz Chryseias begeben. Die Lektüre macht hoffentlich Freude und sorgt für viele schöne Spielrunden in der Stadt an der Euphrosyne. Ergänzendes Material zu diesem Quellenband wird auf unserer Webseite www.nikostria.de erscheinen, einfach mal vorbeischauen.
- Peter Laubender -
|